Spanien


Madrid



Weg der Steine - Spanien/ Madrid - Foto "Museum Reina Sofia"


Am vergangenen Sonntag, den 24.8.2003 habe ich im Museum Reina Sofia vor Picassos Bild Guernica einen Stein auf dem Boden abgelegt. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich etwa vierzig Besucher und zwei Aufsichtspersonen in dem zentralen Raum des hinteren Längsflügels im zweiten Stock des Museums. Niemand hat bemerkt, dass ich den Stein dort ablegte und so könnte es sein, dass er bis zum Abend dort geblieben ist.
Schon mal im Museum, habe ich den anderen Stein, den ich drei Wochen zuvor im Innenhof des Museumsgebäudes auf ein Fenstersims gelegt hatte, besucht und zu meiner Freude noch vorgefunden. Dieser Stein liegt an der Außenwand des hinteren Längsflügels, etwa 10 Meter weiter nach unten, wo im Inneren das Bild Guernica zu sehen ist.

Martina Bernasko, Madrid, den 29.8.2003





Dieses Bild hing früher im Museum of Modern Art in New York. Dort bin ich ihm zum ersten Mal begegnet. Später, nachdem Picassos Verfügung, das Bild dürfe nur in ein demokratisches Spanien zurückkehren, eingelöst war, sah ich es wieder in Madrid. Polizisten, die Maschinenpistolen trugen, bewachten das Bild. Ein martialischer Anblick, aber eine berechtigte Vorsichtsmaßnahme der noch jungen spanischen Demokratie. Dieses Bild hatte viele Feinde.
Guernica ist eines der wichtigsten Bilder, die ich kenne, für mich ist es vielleicht das wichtigste. Es zeigt die Bombadierung des kleinen baskischen Dorfes am 26. April 1937, also während des spanischen Bürgerkrieges, durch die deutsche Luftwaffe. Hitler hatte mit seiner Legion Condor die spanischen Faschisten unterstützt.
Picasso erhielt den Auftrag, ein Bild über die Zerstörung Guernicas zu malen, es wurde auf der Pariser Weltausstellung 1937 gezeigt. Der spanische Pavillon stammte von dem Architekten Lluis Sert und befand sich hinter dem Gebäude der Sowjetunion und Hitlerdeutschlands.
Das besondere an diesem Bild: Picasso malte nicht die Täter, sondern ausschließlich die Opfer. Er zeigte, daß der Luftkrieg keine Unterscheidung zwischen zivilen und militärischen Zielen kennt, alles zum Ziel und jeden zum Feind erklärt: Frauen, Kinder, aber auch Tiere.
Picasso konnte nicht wissen, was noch kommen sollte: Coventry, Rotterdam, Hiroshima und Nagasaki, die „christmas bombings” auf Hanoi, aber auch Dresden und Hamburg. Vielleicht hätte selbst er dafür keine bildnerische Metapher mehr finden können.

Als im Frühjahr 2003 der amerikanische Außenminister Colin Powell im UN-Gebäude mit manipulierten Dossiers für einen Krieg gegen den Irak warb, verlangte er, daß das Bild hinter seinem Rücken verhängt werden sollte…
es handelte sich um eine Kopie von Guernica. Als ehemaliger Militär wußte er, warum.

Volker Steinbacher



Martina Bernasko, Madrid und Volker Steinbacher, Frankfurt/Main
2003




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