Österreich


Wien




Der Weg der Steine



Die Welt ist alles, was der Fall ist.

(1. Satz des Tractatus logico-philosophicus )

Der Stein liegt am Eingang des Hauses, das der Philosoph Ludwig Wittgenstein für seine Schwester Margarete Stonborough baute. Es ist die wahrscheinlich radikalste Architektur der Klassischen Moderne. So kompromißlos in seiner formalen Strenge, dass es im Grunde nicht bewohnbar war: Nackte Glühbirnen, leere Räume, eiserne Türen und Fenster, die sich nur von zwei Personen gleichzeitig öffnen lassen.
Hermine Wittgenstein nannte das Haus „eine Wohnung für Götter, nicht aber für kleine Sterbliche“. Wittgenstein räumte 1940 ein:
„Mein Haus für Gretl ist das Produkt entschiedener Feinhörigkeit, guter Manieren, der Ausdruck eines großen Verständnisses (für eine Kultur, etc.) aber das ursprüngliche Leben, das wilde Leben, welches sich austoben möchte – fehlt. Man könnte auch sagen, es fehlt ihm die Gesundheit.“

Der Weg der Steine



Als die bulgarische Botschaft hier 1975 einzog, wurde das Gebäude restauriert, einige Räume aber mit balkanischen Bauernmalereien verziert.
Gegenüber des Hauses befindet sich der Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger, der einen bemerkenswerten Satz an der Mauer zum Wittgenstein–Haus eingelassen hat.

Der Weg der Steine




Gabriele Schmidt-Steinbacher und Volker Steinbacher, Frankfurt/Main
2006