Nauru


Nauru International Airport



Der Weg der Steine
Nauru-Karte in der Vitrine (schraeg unter mir)




Liebe Leute,

der Zufall wollte es, dass ich - der sechste Stein im Suedseepaket 2006 - in der Vitrine des Souvenier-Shops in der Transit-Lounge des Flugplatzgebaeudes von Nauru liege. Auf dem Flug von den Marshall-Inseln nach Honiara/Salomonen sind wir in Nauru zwischengelandet. Die Verkaeuferin des Ladens schlug vor, mich als Gluecksstein neben ein Stueck Phosphat zu legen, das etwa meine Groesse hat. Phosphat setzt sich aus Vogelkotablagerungen und Korallenkalk zusammen. Das Material, entsprechend aufbereitet, ist ein hochwertiger Duenger und hat Nauru einst zu grossem Reichtum verholfen. Inzwischen sind die Bestaende auf der kleinen mikronesischen Pazifikinsel 42 Kilometer suedlich des Aequators fast komplett gepluendert, und das Innere des Eilands gleicht einer Mondlandschaft. Oekologisch und oekonomisch ist Nauru ein Wrack.

Der Weg der Steine Der Weg der Steine
Ankunft am Flugplatzgebaeude

Our Airline (Ex Air Nauru)

Der Weg der Steine
Souveniers in der Auslage (Tresen)

Der Weg der Steine
Blick in den Shop mit Tresen und Verkaeuferin dahinter

Der Weg der Steine
Mein Platz neben dem Phosphatstein in der Vitrine des Souveniershops (Transit-Lounge)

Der Weg der Steine
Haigebiss mit Blumen in meiner Nachbarschaft (Vitrine)
Im Internet koennt Ihr unter www.trussel.com/kir/naudel.htm das Deutsch-Nauruische Taschenwoerterbuch entdecken - 1907 von Philip Delaporte, einem deutsch-amerikanischen protestantischen Missionar, herausgegeben. Ihr muesst dazu wissen, dass Nauru - wie mehrere Inseln im Pazifik - vom spaeten 19. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg unter deutscher Verwaltung stand. Nauru zaehlte zum deutschen Protektorat der Marshall-Inseln. Laut Delaporte sagt der Nauruer zu einem Stein Epe. Vielleicht kann jemand auch im Internet die Formulierung fuer Weg der Steine recherchieren. Es gibt noch eine Grammatik - 1936 von einem aus dem Elsass stammenden katholischen Priester namens Alois Kayser in Nauru geschrieben. Mehr Infos dazu bei Wikipedia.

Und nun Nauru im Schnelldurchgang: 1798 erstmals von Europaeern gesichtet, wird Nauru Pleasant-Island getauft. Nach 1900 wird mit dem Abbau von Phosphat begonnen. Im und nach dem Ersten Weltkrieg verwalten die Briten, Australier und Neuseelaender die Insel, die im Zweiten Weltkrieg von Japanern besetzt wird. Der Pazifikkrieg fordert hunderte von Opfern unter der Bevoelkerung. 1947 wird Nauru UN-Treuhandgebiet und erst 1968 als Republik selbstaendig. In den 70er und 80er Jahren machen die Nauruer noch Riesengewinne mit dem Abbau und Handel von Phosphat. Der Rohstoff geht dann in den 90ern langsam zur Neige. Nauru entwickelt sich zum Sitz von Briefkastenfirmen und -banken. Das kleine Land steht weltweit auf schwarzen Listen, weil es ein Platz zum Geldwaschen ist. Die Rede ist etwa von suedamerikanischen Drogenkartellen und der Russenmafia. Nach mehreren Regierungswechseln wird Nauru vor allem von Australien unterstuetzt. Als Gegenleistung laesst Nauru es zu, dass Australien im grossen Stil Asylbewerber - Frauen, Maenner und Kinder vorwiegend aus Afghanistan und dem Irak - auf die Insel in ein streng bewachtes Lager schafft. Dort kommt es zu Hungerstreiks und anderen Protestaktionen. Menschenrechtler klagen ueber die Zustaende.

Die Groesse der Insel ist ueberschaubar. Die Kuestenstrasse, die einmal Nauru umrundet, ist 18 Kilometer lang. Gut 10 000 Nauruer leben hier. Der Australische Dollar ist Landeswaehrung.

Apropos Dollar: Bis zum Weiterflug meines Mediums und der noch zwei restlichen Steine des Suedseepakets wollte mich noch niemand kaufen. Doch bewundert haben mich in der Vitrine schon mehrere Leute. Ich blicke auf den Tresen, und dahinter sitzt die Verkaeuferin. Im glaesernen Schaukasten sind ausser mir und meinem Phosphat-Rock-Kollegen noch zwei Haigebisse samt Blumenschmuck ausgestellt. Ebenso finden sich dort noch eine Nauru-Karte und jede Menge Schnickschnack.

Der Weg der Steine
Mein Platz neben dem Phosphatstein in der Vitrine des Souveniershops (Transit-Lounge)

Jetzt muss ich Schluss machen.
Tarowang! Das heisst in Nauru auf Wiedersehen.
Euer Epe


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Martin Feldmann, Frankfurt/Main
2006



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