Libanon


Beirut



Der Weg der Steine



BEIRUT, 3. NOVEMBER 2005 / 1. SCHAWWÂL 1426

Avenue Général de Gaulle? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wer hier als Fremder nach dem Place de l'Étoile fragt, kommt nicht ans Ziel. Nedschme heisst der beliebteste Platz der Stadt heute, Stern, Französisch, das war einmal, die Zukunft spricht Englisch wie das Internet, an jeder Ecke ein Café, manche Kids so jung, dass sie in vom Glück verwöhnten Ländern noch nicht lesen könnten, hier surfen sie schon.

Corniche? Zur Rechten die Taubenfelsen im Meer, zur Linken ein Mövenpick-Hotel und verlassener Strand in Gehweite der UNESCO. Keine Postkarte, nirgends. Vielleicht in zehn Jahren, wenn die Investoren vom Golf noch ein Dutzend Apartmenthotels hochgezogen haben und Aufräumen davor die Erträge steigert.

Der Weg der Steine Der Weg der Steine


Der Weg der Steine Der Weg der Steine

Gleichwohl stillvergnügtes Strassenleben. Vor der Aussicht flaniert Volk, Ramadan ist vorüber, viele feiern das Fastenbrechen. Unten Angler, Katzen, Ponys und in aufgegebenen Bretterbuden ein Tee im Wind.

Zwischen rostigen Kränen der Grund zur Wiederkehr: Beiruts Reichtum, seine Menschen.


Der Weg der Steine

Grünes Herbstgewitter.
Nachts der Blitz der Sichel
Im Sturmgewölk.



Ludwig Ammann, Freiburg
2005