Indonesien Lingsar ![]() Lingsar-Tempel, Lombok (27. 12. 2005) Wo liegt der Stein? Der Stein liegt in einem Wasserbecken, inmitten des Tempelbezirks von Lingsar, in der Nähe der Hauptstadt Mataram. ![]() Fremdenführer fordern Tempelbesucher dazu auf, eine Münze über ihren Rücken in das Becken zu werfen und sich dabei etwas zu wünschen (so ist auch der Stein in einem unbeobachteten Moment hier gelandet). ![]() Die Besonderheit dieses zu Anfang des 18. Jahrhunderts erbauten Tempels besteht darin, daß hier Angehörige zweier verschiedener Religionen beten und Rituale durchführen, zu bestimmten Gelegenheiten sogar gemeinsam. Der Tempel von Lingsar wird sowohl von Angehörigen der einst aus Bali eingewanderten hinduistischen Minderheit als auch der muslimischen Mehrheit besucht, wobei die alteingesessenen Bewohner Lomboks, die Sasak, eine ganz eigenständige Prägung des Islam, Wetu Telu genannt, entwickelt haben. ![]() Was sieht der Stein? Der Stein sieht zuerst einmal Unmengen von Münzen, die von hoffnungsfrohen Touristen ins Wasser geworfen wurden. Zur Zeit, nach dem 11. September, SARS und der Vogelgrippe finden allerdings kaum noch welche den Weg nach Lingsar. Der Stein sieht Vishnu, der von Garuda, seinem Reittier, gehalten über ihm thront. Der Stein sieht die Gläubigen, die ihre Opfergaben herrichten, um sie am neben dem Becken gelegenen Opfertisch niederzulegen. Der Stein sieht die vielen Kinder, die im Umfeld des Tempels zu leben scheinen, hier spielen und auf Abwechslung durch Touristen warten. Einmal im Jahr sieht der Stein Tausende von Gläubigen, die sich um sein Becken scharen, um das Tempelfest zu feiern. Nachdem sie gemeinsam für das Gedeihen ihrer Felder gebetet haben, liefern sich Hindus und Muslime eine Schlacht, bei der sie sich gegenseitig mit Reiskuchen bewerfen. ![]() Der Stein überlegt, ob das nicht eigentlich die Lösung wäre... Andreas Ackermann, Oberursel |