Bangladesh Dhaka Faruk, mein Zimmerboy im Hotel in Dhaka, räumte regelmässig mein Zimmer auf, weil es sehr staubig war und auch kleine Steinbröckchen immer wieder gerne durch das Fenster hereinflogen. Nebenan wurde Tag und Nacht gebaut, und der Augenstein auf dem Tischchen guckte zu, bis er eigentlich ganz woanders seinen Platz finden sollte. Eines Morgens war er weg: weggeräumt, fortgelaufen, in die Jackentasche von Faruk gesprungen und abgehauen? Das liess sich nicht mehr klären. Eigentlich sollte er die alte Frau Didi vor ihrem Haus in Srimangol, einem grossen Teeanbaugebiet, sehen. ![]() Der Morgen ist noch sehr frisch und neblig, die Frauen zögern noch in die Felder zum Arbeiten zu gehen. Am Vortag wurde Kuhdung auf die Stöckchen geschmiert und zum Trocknen an die Wand gelehnt. Wenn sie getrocknet sind, werden sie das Herdfeuer speisen. Da Didi keine Schuhe hat und der Morgen kalt, hat sie sich ein Stück Papier unter die Füsse gelegt. Ihre Töchter wuseln schon herum und die Enkelinnen bereiten sich gerade für die Schulprüfungen vor, die am nächsten Tag darüber entscheiden, ob sie angenommen werden oder nicht. Immer mehr Mädchen, auch auf dem Land, gehen in die Schule, aber immer noch sind es viel zu wenige. Immerhin sind heute noch 60% der Mädchen zwischen 15 und 24 Jahren Analphabetinnen, und immer noch sind rund die Hälfte der Kinder unter fünf Jahren unterernährt. Bangladesch ist eines der ärmsten Länder der Welt, und das Land ist voll von Menschen. Nur hier in der Teeanbauregion gibt es weniger, weil englische (immer noch!) und bangladeschische Plantagenbesitzer ihre Gebiete als sozusagen exterritorial abgegrenzt haben, in die man nur mit Genehmigung und nach Überprüfung an der Strassenschranke Einlass erhält. Didi kennt das nicht anders, sie wohnt ausserhalb und hat ein paar Hühner. Die Enten quaken auf einem der Teiche, die zu jedem Ort gehören und ihn mit Fisch versorgen. Gleichzeitig werden in den grösseren Städten Bomben in die Luft gejagt mit Toten und vielen Verletzten, jeden Tag passiert das derzeit, Sprengstoff gefunden, unsichere Zeiten... 16.12.2005 Katarina Greifeld, Frankfurt/Main |